Therapieformen
Die Verhaltenstherapie
Sie ist eine spezielle Form der Psychotherapie. Sie basiert auf dem Prinzip, dass ungünstige Verhaltensweisen und Denkmuster erlernt wurden und demnach auch wieder verlernt werden können. Durch das Einüben neuer Verhaltens- und Denkweisen ist der Patient in der Verhaltenstherapie aktiv am Heilungsprozess beteiligt.
Was macht man bei einer Verhaltenstherapie?
Das Konzept der Verhaltenstherapie setzt eine gute Zusammenarbeit zwischen Therapeut und Patient voraus. Das Vertrauen dem Therapeuten gegenüber ist unabdingbar. Bei dieser Therapieform soll die Eigenständigkeit und Selbstwirksamkeit des Patienten gefördert werden. Das bedeutet, dass der Therapeut den Patienten aktiv am Therapieprozess beteiligt und alle Abläufe transparent darstellt.
Der Fokus der Verhaltenstherapie liegt - im Gegensatz zur Psychoanalyse - nicht so sehr auf vergangenen, ursächlichen Ereignissen. Vielmehr geht es darum, bestehende Probleme durch neue Denk- und Verhaltensweisen zu bewältigen.
Der Therapeut fordert den Patienten dazu auf, bisherige Ansichten und Einstellungen, wie zum Beispiel: „Alles, was ich tue, misslingt mir“, zu überprüfen. Anschließend ermutigt der Therapeut den Betroffenen, neue Denk- und Verhaltensweisen auszuprobieren.
Beispielsweise hat sich bei Angststörungen die Expositions- oder Konfrontationstherapie als erfolgreich erwiesen. Die Betroffenen stellen sich an anstrengenden Situationen und lernen so, dass sie weniger schwer zu ertragen sind, als befürchtet. Dieser Konfrontation stellen sich die Patienten gemeinsam mit dem Therapeuten und später auch alleine, bis die gefürchtete Situation keine oder kaum noch Angst auslöst.
Dauer der Verhaltenstherapie
Wie lange die Verhaltenstherapie dauert, hängt unter anderem von der Art und Schwere der psychischen Störung ab. Spezifische Phobien (z.B. eine Spinnenphobie) lassen sich manchmal innerhalb weniger Sitzungen überwinden. Die Behandlung einer schweren Depression kann sich hingegen über mehrere Jahre hinziehen. In der Regel umfasst eine Verhaltenstherapie aber 25 bis 50 Sitzungen. Jedoch ist es von Patienten zu Patienten unterschiedlich, wie erfolgreich die Sitzungen sein werden. Vieles hängt auch vom Verhältnis zwischen Therapeuten und Patienten ab. Nahezu nichts ist so ausschlaggebend für eine erfolgreiche Verhaltenstherapie, wie das Vertrauen zwischen Patienten und Therapeuten.
Tiefenpsychologische Methoden
Sie dient zur Behandlung seelischer Probleme, basieren auf dem psychologischen Konzept von Sigmund Freud.
Anwendung: Seelische Erkrankungen, Verarbeitung belastender Erfahrungen, Auflösen seelischer Konflikte, Weiterentwicklung der Persönlichkeit.
Ablauf: Dialog zwischen Therapeut und Patient, analytisches Reflektieren des Lebenswegs.
Risiken
Langwierig und arbeitsintensiv, es werden auch sehr schmerzhafte Erfahrungen bearbeitet, die vom Therapeuten aufgefangen werden müssen, viel Eigeninitiative erforderlich, seitens des Patienten.
Was ist Psychoanalyse?
Die Psychoanalyse ist eine psychotherapeutische Methode zur Behandlung von seelischen Problemen und Störungen. Sie wird aber auch eingesetzt, um die eigene Persönlichkeit zu ergründen und weiterzuentwickeln.
Die Psychoanalyse gilt als Urform der psychotherapeutischen Behandlung. Seit ihrer Entwicklung Ende des 19. Jahrhunderts ist sie vielfach weiterentwickelt worden. Heute gehört sie neben anderen Therapieformen zu den tiefenpsychologischen Methoden.
Die Psychoanalyse geht auf den Wiener Neurologen Sigmund Freud zurück. Freud ging davon aus, dass seelische Probleme durch unbewusste Konflikte entstehen, die auf die Kindheit zurückgehen. Laut Freud waren psychische Krankheitssymptome demnach der Ausdruck von verdrängten, schmerzhaften Erinnerungen.
Er sah den Heilungsprozess darin, dass der Patient mithilfe des Psychotherapeuten diese Erinnerungen in sein Bewusstsein ruft. Durch das Erkennen der Ursache kann der Patient sein inneres Gleichgewicht wiederherstellen.
Dieses Krankheits- und Behandlungsverständnis gehört zu den wesentlichen Elementen der Psychoanalyse. Im Unterschied zur Verhaltenstherapie, deren Ansatz auf dem Erleben im Hier und Jetzt basiert, liegt der Fokus der Psychoanalyse stärker darauf, Konflikte aufzudecken.
Grundprinzipien der Psychoanalyse
Grundlage psychoanalytischer Techniken ist immer das Gespräch zwischen Therapeut und Patient. Der Patient reflektiert über seinen Lebensweg und kann dadurch unbewusste Konflikte aus der Vergangenheit erkennen. Innere Konflikte, die dem Menschen nicht bewusst sind, können psychisches Leid verursachen.
Werden die Bedürfnisse eines Kindes - zum Beispiel nach Geborgenheit - von den Eltern nicht ausreichend erfüllt, leidet das Kind. Indem es das Bedürfnis verdrängt und lernt, ohne die gewünschte Geborgenheit zurechtzukommen, kann es das Leid lindern.
Dieser unbewusste Konflikt kann im späteren Leben jedoch Probleme verursachen, wenn die Person sich zum Beispiel auch in der Partnerschaft nicht auf Nähe und Geborgenheit einlassen kann. Das Bedürfnis ist zwar weiterhin vorhanden, jedoch steht möglicherweise die Angst vor Zurückweisung im Weg. Als Folge können psychische Symptome auftreten, die den seelischen Schmerz zum Ausdruck bringen.
Die psychoanalytische Behandlung unterstützt Menschen darin, sich selbst besser kennenzulernen. Sobald unbewusste Motive bewusst werden, kann die Person neue Lösungswege wählen und aktuelle Probleme bewältigen.
Eine Psychoanalyse kann im Einzelsetting, aber auch in der Gruppe als Gruppenanalyse stattfinden.
Die Psychoanalyse hat sich seit Freud laufend weiterentwickelt. Es kamen nicht nur neue Konzepte hinzu, sondern es entstanden auch Behandlungskonzepte für spezielle Krankheitsbilder, die über die Ideen von Freud hinausgehen.
Gestalttherapie nach Perls
Die Gestalttherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren. Der Fokus liegt in der Gegenwart, im Hier und Jetzt.
Der Patient wird im Rahmen der Gestalttherapie zum aktiven Gestalter seines Lebensalltags.
Im Zentrum steht der Dialog zwischen Therapeut und Patient.
Was ist Gestalttherapie?
Die Gestalttherapie gehört zu der Gruppe der sogenannten humanistischen Therapien. Nach dem humanistischen Ansatz hat jeder Mensch die Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln. Der Therapeut sieht den Patienten als selbstbestimmendes Wesen.
In der Gestalttherapie lernt er, die nötigen Kräfte zu aktivieren und sie zu mobilisieren, damit er seine Probleme selbstständig bewältigen kann.
Die deutschen Psychoanalytiker Fritz und Lore Perls haben gemeinsam mit Paul Goodman die Gestalttherapie begründet.
Aufgrund ihrer psychoanalytischen Wurzeln enthält die Gestalttherapie einige Ansätze aus der Psychoanalyse. Gestalttherapeuten gehen zum Beispiel ebenfalls von tiefer liegenden, unbewussten Konflikten aus. Die Vorgehensweisen unterscheiden sich jedoch deutlich.
In der Gestalttherapie interessiert sich der Therapeut dafür, wie der Patient die Welt sieht und warum er sie auf eine bestimmte Weise wahrnimmt.
Der Gestalttherapeut betrachtet den Patienten nicht als Opfer seiner Vergangenheit und versucht nicht, die Bedeutung vergangener Erlebnisse zu deuten.
Es geht vielmehr darum, ein Bewusstsein für die momentane Situation zu bekommen. Denn die Gestalttherapie basiert auf der Annahme, dass der Mensch das, was ihm bewusst ist, auch verändern kann.
Gestaltpsychologen sehen den Menschen als komplexe Ganzheit, die unter anderem von der Kultur und den sozialen Kontakten geprägt wird. Die Psyche und den Körper betrachten sie daher nicht getrennt, sondern als Einheit.
Wann macht man eine Gestalttherapie?
Eine Gestalttherapie kann bei der Bewältigung psychischer Problemen, aber auch bei beruflichen Problemen weiterhelfen.
Wenn es um familienbezogene Themen geht, involviert der Therapeut in einigen Fällen auch den Partner oder Familienangehörige in die Therapie.
Die Inhalte der Gestalttherapie drehen sich nicht immer zwangsläufig um problematische Situationen, sie können auch der Entfaltung eigener Fähigkeiten dienen.
Für eine Gestalttherapie sollte der Patient bereit sein, aktiv mitzuarbeiten.
Der Gestalttherapeut fordert den Patienten auf, sein Leben selbstbestimmt zu leben und Verantwortung für seine Gedanken und Handlungen zu übernehmen.
Die Gestalttherapie kann sowohl im Einzelsetting, als auch in der Gruppe stattfinden.
Eine Therapiesitzung kann zwischen 50 und 100 Minuten dauern. Wie viele Sitzungen insgesamt erfolgen, entscheidet der Therapeut individuell, je nachdem, was der Patient benötigt. Ziel einer Gestalttherapie ist, dass der Patient mehr Kontrolle über sein Leben erarbeitet und sein volles Potenzial entwickelt.
In der Gestalttherapie betrachtet der Therapeut weder die vergangenen Ereignisse noch die zukünftigen Sorgen des Patienten. Der Fokus bleibt immer in der gegenwärtigen Situation. Denn Veränderungen können nur in der Gegenwart stattfinden.
Wie erlebe ich mich oder andere Menschen zu diesem Zeitpunkt?
Diese Frage stellt der Therapeut immer wieder, da der Mensch nie stillsteht und die Antwort im
nächsten Moment bereits anders ausfallen könnte.
Zentrale Technik der Gestalttherapie ist der Dialog zwischen Therapeut und Patient.
Im Dialog mit dem Therapeuten schult der Patient die Wahrnehmung dafür, wie er sich verhält, wie er Dinge wahrnimmt und was er fühlt.
Der Therapeut konfrontiert den Patienten mit Widersprüchen in seinem Verhalten, die zu Konflikten führen.
Ebenso ermutigt er den Patienten, seine bisherige Weltsicht zu hinterfragen. Der Patient soll dadurch ein neues Bewusstsein für seine Situation erlangen.
Seine veränderte Wahrnehmung ermöglicht es dem Patienten, neue Erfahrungen zu machen und neue Verhaltensweisen auszuprobieren.